Freitag, 18. März 2011

Das kann doch nicht sein...

Mittwoch abend so gegen Mitternacht, ich war gerade in mein Bett geschlüpft und hatte noch ein paar Fotos zu sortieren, da klingelt mein Handy und mein Sohn war dran. "Mama, kannst Du mich vielleicht von Arbeit abholen?" Er ist 22, studiert Medieninformatik und nebenbei jobbt er bei Subway, um sich den Lebensunterhalt aufzubessern, denn seit Februar 2010 wohnt er mit Freunden in einer WG gleich um die Ecke. Ich sagte, dass ich eigentlich schon im Bett wäre und er sagte: "Naja, es war hier ein Raubüberfall und nun ist die Polizei weg und ich möchte nicht unbedingt mit dem Rad nach Hause fahren". Natürlich war ich wie der Wind angezogen und mit meinem Autochen bei ihm am Waldplatz, ich mußte mich immer wieder zwingen, die Geschwindigkeit einigermaßen einzuhalten. Er brachte seelenruhig den Müll raus, schloß ordentlich ab, schob noch die große Mülltonne für die Abholung nach draußen, ehe er sich zu mir ins Auto setzte und mir ein paar Dinge berichtete: Der unbekannte Täter war vorher schon mal im Laden und ist wieder gegangen, vermutlich, weil noch Leute da waren. Kurz vor Feierabend war der Laden leer und er kam wieder, zog eine Pistole aus einer Plastiktüte, lud sie durch und verlangte das Geld aus der Kasse. Zum Glück wußte mein Sohn, dass er nicht den Helden spielen sollte, hängt doch seit ein paar Tagen ein Zettel mit Verhaltensregeln bei einem Raubüberfall im Laden. Nachdem der Täter mit der Beute verschwand, rief mein Sohn die Polizei. Aufnahme und Beweissicherung dauerten dann fast bis Mitternacht. Ich brachte ihn zu seiner WG, er wollte nicht mehr reden, nur noch schlafen und vergessen. Viel Schlaf hat er wohl nicht bekommen, so höchstens 2 Stunden meint er. Vorgesetzte und Kollegen verhielten sich vorbildlich, riefen an oder simsten, erkundigten sich nach seinem Befinden. Ich habe inzwischen gegoogelt, was zu tun ist, wie man den Schock abbauen und überwinden kann. Überfälle sind in diesem Zusammenhang wie Arbeitsunfälle zu behandeln, der Arbeitgeber muß es der Berufsgenossenschaft melden, das Opfer muß zu Durchgangsarzt, auch wenn es äußerlich nicht verletzt ist. Ich habe ihn natürlich dabei begleitet, er bekam eine Krankschreibung bis nächsten Freitag und Valium zum Schlafen, der Arzt befand, er sähe stabil aus und brauche nicht unbedingt eine Therapie. Ich werde versuchen, ihn täglich zu sehen, wenn er mich läßt, um notfalls eine Therapie einzuleiten, ich denke nämlich, dass man das möglichst zeitnah bearbeiten sollte, damit es keine Spätfolgen gibt.

http://nachrichten.lvz-online.de/leipzig/polizeiticker/raubueberfall-auf-fastfood-laden-am-waldplatz-taeter-fluechtet-mit-bargeld/r-polizeiticker-a-79885.html